Botanischer Baum
Bäume sind natürliche Gebilde, aber leider weit weniger einfach als sie scheinen. Das hängt damit zusammen, dass sie nicht selbstähnlich sein können.
Zusätzlich zur fraktalen Dimension D der Zweige gibt es einen Parameter Δ (Delta), der Durchmesser-Exponent genannt wird.
Leonardo da Vinci behauptete, dass die Äste nach einer Gabelung zusammengenommen ebenso dick sein müsse, wie der Ast vor der Gabelung.
Formal als Gleichung ausgedrückt hieße das: Die Durchmesser d, d1 und d2 der Zweige eines botanischen Baumes vor und nach einer Verzweigung genügen der Bedingung
mit dem Exponenten Δ = 2. Daraus ergibt sich, sofern die Dicke der Zweige mit berücksichtigt werden, dass botanische Bäume nicht selbstähnlich sind.
Die Selbstähnlichkeit fordert Δ = D, fast raumfüllend lässt dagegen nur ein D nahe E = 3 (euklidische Dimension) zu.
Gegenwärtig deutet alles darauf hin, dass der Durchmesser-Exponent etwas kleiner als Δ = 2 ist.
Für ein D = 3 und Δ = 2 ergeben sich interessante Schlussfolgerungen:
- Die Gesamtoberfläche der Blätter eines Zweiges ist proportional sowohl zum Volumen innerhalb der Umrisse des Zweiges als auch zum Querschnitt des Zweiges.
- Der Quotient (Baumhöhe)³/(Stammdurchmesser)² für jede Spezies konstant und gleich dem Quotienten (lineare Ausdehnung des von einem Zweig beanspruchten Raumes)³/(Zweigdurchmesser)² ist.
- Die Kraft, die der Wind auf einen kahlen (bzw. belaubten) Baum ausübt, etwa proportional zur Zweigoberfläche (bzw. Zweig- und Blattoberfläche) ist und damit in diesem Modell proportional zur (Höhe)³.
- Die Widerstandsfähigkeit proportional zum (Durchmesser)² ist.
Die folgende Abbildung zeigt einen stark vereinfachten Baum, der mit Hilfe des Lindenmayer-Systems generiert wurde.
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